Medienkonzept der Helene-Lange-Schule 

Wir leben in einem postdigitalen Zeitalter, in dem es nun darum geht, dass die Synthese aus analog und digital gelingt. Das bedeutet, wir müssen uns mit den Nachteilen unreflektierten Medienkonsums auseinandersetzen, um unsere Selbstbestimmung nicht zu verlieren und um Medien zielgerichtet und autonom zu nutzen. Gleichzeitig gilt es, digitale Medien so nutzen zu lernen, dass wir zu besseren, neuen, anderen Ergebnissen kommen können! D.h. wir brauchen in der Schule ein Lernsetting, in dem unsere Schüler*innen lernen, zielführend, sinnstiftend, in die Tiefe gehend, vernetzt zu lernen und dabei bewusst entscheiden lernen, was analog und was digital gemacht wird.

Wird der virtuelle Raum ergänzend genutzt, muss ein begleitender Diskurs über Kommunikation und Kollaboration geführt werden. Eine Grundlage dafür bildete das Medienkompetenz-Konzept der Schule.

1. Wo stehen wir bisher?

1.1 Bestandsaufnahme Geräte und Medienkompetenz des Kollegiums

Der überwiegende Teil des Kollegiums verfügt über grundlegende Kompetenzen, digitale Medien im Unterricht einzusetzen. Dabei werden die fest installierten Beamer in jedem Klassenraum, die sechs IPad-Koffer und vier Laptopschränke mit jeweils 15 Geräten sowie der PC-Raum mit 26 Arbeitsplätzen genutzt. Ein Medieneinsatzplan wird in regelmäßigen Abständen aktulisiert und an die sich verändernden Erfordernisse angepasst. In Zusammenarbeit mit dem Schulträger und dem Medienzentrum Wiesbaden konnte so in der Vergangenheit auch ein Medienraum mit zehn Schnittrechnern und das Tonstudio für das Schulradio ausgebaut werden. In der Naturwissenschaft konnten digitale Mikroskope angeschafft und die Veranstaltungstechnik erweitert werden.

Fortbildungsbedarf für Kolleg:innen besteht insbesondere bei der gezielten Verwendung und Auswahl dieser zur Verfügung stehenden Hard-, und Software, die zu einer Veränderung oder Erweiterung des Lernens beitragen kann (modification, redefinition1). Aus dieser Bedarfsanalyse ergibt sich ein Fortbildungsbedarf, der sich an der Lebenswirklichkeit der Schüler*innen orientiert und prozess- und produktorientierte Unterrichtspaktiken ermöglichen soll, die den Schüler*innen helfen können die Rolle eines Prosumenten einzunehmen. Da nicht selten die Jugendlichen wesentlich intuitiver und fortschrittlicher in der digitalen Welt unterwegs sind, hat die Helene-Lange- Schule durch die Ausbildung von Medienscouts ein niederschwelliges Fortbildungsangebot für die Schüler*innen einerseits aber auch für das gesamte Kollegium andererseits geschaffen. So kann zu den unterschiedlichsten Themen jederzeit ein von den Medienscouts angeleiteter Workshop in den eigenen Unterricht integriert werden, um die Klasse und die unterrichtenden Lehrer*innen intern fortzubilden.

Zusätzlich sind folgende Verantwortungsbereiche geschaffen, um Ansprechpartner:innen für Schüler:innen als auch Lehrer:innen bereitzustellen:

• IT-Beauftragter: Koordination und Instandhaltung der IT, Zusammenarbeit mit IT-Admin und Medienzentrum

• Datenschutzbeauftragter (extern) : Überprüfung und Einhaltung der Datenschutzverordnungen

• Leiter Schulentwicklungs-AG-Medien: Leitung der pädagogischen und konzeptionellen Weiterentwicklung auch im Sinne des Versuchschulauftrags. Zusammenarbeit mit externen Partnern (Goethe-Universität, Medienzentrum, Medienpädagog*innen)

• AG-Medien-Mitglieder: Konzeptionelle Arbeit in der AG
• Fachteams AG-Medien: Entwicklung und Integration von Medienkompetenzvermittlung in die

Fachcurricula

• Jugendmedienschutzberater: Beratung von Schüler*innen und Kolleg*innen zum Jugendschutz im Medienbereich

• Beauftragter für das Filmprojekt: Kontakt zu Regisseuren und Bereitstellung der Technik für das Filmprojekt

• Betreuung der Medienwerkstatt: Verantwortung für Ausleihe und Ordnung der Medienwerkstatt • Leiter der Technik-AG: Veranstaltungstechnik, PA, Ausbildung von SchülerInnen im WPU-II

1.2 Medienbildung im Unterricht

Medienbildung ist grundsätzlich Aufgabe aller Fächer und ist daher im Rahmen des regulären Unterrichts- und Schulalltags integriert. Darüber hinaus findet Medienbildung bisher in folgenden Bereichen an der Helene-Lange-Schule statt:

  •  Im Rahmen des normalen Unterrichts und des Schulalltags
  • Im Rahmen von Festen Vorhaben (FV) und Wahlpflichtunterricht (WPU) und als Service für die Schule
  • Im Rahmen des Filmprojekts
  • Im Rahmen der Medienschulung im Jahrgang 5 und 6 z.T. gemeinsam mit den Jahrgängen 9 und 10
  • Im Rahmen des digitalen Lernens blinder Kinder in der inklusiven Beschulung

Innerhalb der ersten beiden Jahre an der Helene-Lange-Schule, haben die Schüler*innen an jeweils einem ganzen Vor- und Nachmittag pro Schulhalbjahr projektartigen Unterricht zum Thema digitale Medien (Medientraining). Die Workshops werden von SchülerInnen aus den Jahrgängen 9 und 10 gestaltet, die das Feste Vorhaben Medientraining besuchen und dort entsprechend zu Medienscouts ausgebildet werden. Diese agieren dann als ITAs (IT-Assistenten) und sollen auch im Schulalltag unterstützend und beratend den MitschülerInnen und dem Kollegium zur Seite stehen. Die Vormittage finden unter Begleitung einer Medienlehrer*in und der Klassenleitung statt. So lernen die SchülerInnen von Anfang an die wichtigsten Regeln im Umgang mit den verschiedenen Geräten und nähern sich inhaltlich relevanten Themen, die für einen bewussten Umgang mit digitalen Medien notwendig sind. Diesem Training geht eine Phase des bewussten, reduzierten Medieneinsatzes voraus. Im Sinne eines an die Lerninhalte des Jahrgang 5 angepasstes SlowMedia-Konzept, verzichten die Lehrer*innen ab Beginn des neuen Schuljahres bis zu den Herbstferien bewusst auf den Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Am Ende der Klasse 6 haben alle Schüler*innen (und Kolleg*innen in den Jahrgängen 5+6) das vorhandene Equipment der Schule und die entsprechenden Räume dosiert und reflektiert kennen gelernt, mit dem Ziel, diese dann gezielt für den eigenen Unterricht oder eigene Projekte nutzen zu können.

2. Welche Ziele verbinden wir mit Medienkompetenz?

Unser Ziel ist es, dass unsere Schüler*innen bewusst wählen lernen, was sie digital und was sie analog machen möchten. Dazu müssen sie in die Lage versetzt werden, das beurteilen zu können, und Verhaltensweisen eingeübt haben, autonom mit digitalen Medien umgehen zu können. Dies umfasst Fähigkeiten, sich verantwortungsvoll in der virtuellen Welt zu bewegen, die Wechselwirkung zwischen virtueller und materieller Welt zu begreifen und neben den Chancen auch die Risiken und Gefahren von digitalen Prozessen zu erkennen.

Angelehnt an die überarbeitete Vorlage der KMK sollen folgende Funktionen und Kompetenzbereiche innerhalb der Medienbildung vermittelt werden:

sich im Team zu organisieren

gemeinsam Lösungen zu entwickeln

mit Medien kooperieren und kommunizieren

Vermitteln von Suchstrategien und dem Verarbeiten von Daten

Produzieren und Präsentieren von Arbeitsprozessen und -ergebnissen (Produkt-, Handlungsorientierung)

  • Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung Ausprägung moralischer Haltungen, ethischer Werte und ästhetischer Urteile
  • Schutz vor negativen Einflüssen und Wirkungen von Medien und sicheres Agieren
  • Problemlösungsorientierung und sicheres Handeln im Umgang mit digitalen Medien
    Insgesamt bietet sich durch einen reflektierten Medieneinsatz, die Chance, den Schülerinnen und Schülern mehr Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lernens zu übertragen und damit ihre Selbstständigkeit zu fördern.

3. Wie setzen wir digitale Technologien sinnvoll ein?

3.1 Auswahl und Bereitstellung

Die pädagogische Maxime ist bei der Auswahl und Bereitstellung von Lerninhalten und Methoden immer maßgebend. Entsprechend soll auch die Auswahl digitaler Technologien mit den folgenden Leitfragen kritisch hinterfragt werden?

  1. Welches Ziel haben wir beim angestrebten Lernprozess? Welche grundsätzlicheWertvorstellung und welche Fähigkeiten möchten wir dabei unterstützen?
  2. Welche der Zukunftskompetenzen stärken wir mit unserem Vorhaben? Kreativität? Kommunikation? Kollaboration? Kritikfähigkeit?
  3. Ist die digitale Technik der beste Weg, um das Ziel zu erreichen?
  4. Mit welcher Art digitaler Technik möchten wir dieses Ziel erreichen? Dient die digitale Technik einem wichtigen Wert? Nur „praktisch“ reicht nicht!
  1. Können wir genau sagen, wann und wie sie zu nutzen ist, um das Ziel zu erreichen?
  2. Haben die Schüler*innen bereits die Fähigkeit, die digitale Technik zielführend zu nutzen? Welche Voraussetzungen müssen wir dazu schaffen?

3.2 Förderung des digitalen Lernens blinder Kinder in der inklusiven Beschulung

Seit 2015 besuchen Kinder mit Sehbehinderungen die Helene-Lange-Schule und profitieren seitdem einer immer stärker werdenden Digitalität. So ist es mittlerweile Standard, dass die multiprofessionellen Teams aus BFZ-Kolleg*innen, Lernbegleitungen und Lehrer*innen den Stand der Technik nutzen, um die betroffenen Schüler*innen bestmöglich zu fördern. Hierzu sind folgende Punkte zu nennen:

1. Hardwareausstattung der SchülerInnen

Jedes Kind verfügt über ein Laptop, das für Hausaufgaben auch daheim benutzt werden kann (angeschafft durch eine Mischfinanzierung von LWV und Schulträger)

Jedes Kind besitzt eine Braillezeile, die mit dem Laptop verbunden werden kann, so dass Brailleschrift eingegeben werden kann, aber auch digitale Texte gelesen werden können (angeschafft durch die jeweilige Krankenkasse).

2. Hardwareausstattung im Differenzierungsraum (Ort der Kleingruppen-/Einzelförderungen) PC zur digitalen Erstellung der Arbeitsmaterialien (Schulträger)
Laserdrucker (Schulträger), um Arbeiten der SchülerInnen unterschreibbar mitzugeben Scanner (Schulträger), um Arbeitsblätter digital zur Verfügung zu stellen

Brailledrucker (Schulträger), für Material-/Lernzettelerstellung
Tactonom Reader (erkennt die Fingerposition auf Schwellkopien und gibt dazu Sprache

aus) (Schulträger), um entdeckendes, spielerische Lernphasen einzubauen
Farblaserdrucker zur Erstellung von textgestützten Schwellkopien (Schulträger) 3-D-Drucker zur Herstellung von 3-D-Modellen

3. Softwarebedienung, die im Unterricht vermittelt wird (Nutzung OHNE Maus)

Screenreaderprogramme: “Jaws” (kostenpflichtig, Krankenkasse) “NVDA“ (open source), Hauptwerkzeug, da die Texte schneller und weniger anstrengend hörend erfasst werden als in Braille gelesen werden

„Microsoft Word“ zur Textbearbeitung/-gestaltung (office paket: Schulträger)
„Microsoft Power Point“ (Filme/Klänge einbaubar) statt visuell basierter Plakaterstellung

Stand: 2023

Stand: 2023

„Audacity“, um Klänge in Arbeiten einzufügen
Wissenschaftliche Taschenrechnerprogramme “Termevaluator”, “Arithmico” (open source)

statt WTRs
E-Mailprogramme
„Nextcloud“ zum Dateienaustausch mit LehrerInnen/Assistenzpersonal Recherchemethoden Internet
Bedienung des eigenen Handys mit Sprachausgabe (privat angeschafft)

Apps zur Alltagsbewältigung: Whats App, DB Navigator, be my eyes, You Tube, google maps, google lookout im Rahmen des Unterrichts Lebenspraktische Fertigkeiten, sowie Orientierung und Mobilität

4. Software zur Medienerstellung (nicht für die Schulkinder relevant, aber der Vollständigkeit halber)

OCR zur Textadaption von PDFs, JPEGs, etc. (Schulträger)
Libre Office draw zur Erstellung von Schwellkopien (open source)

Inkscape/pro blind.de zur Erstellung der durch den Tactonom gestützten Schwellkopien (open source)

4. Welche ergänzenden Maßnahmen gibt es über die unmittelbare Medienbildung hinaus?

Neben den im Unterricht verankerten Maßnahmen zur Medienbildung halten wir es für absolut notwendig weitere, ergänzende Angebote zu machen. Diese Angebote richten sich nicht nur an die Schüler*innen sondern sollen auch die Eltern mit einbeziehen.

4.1 Elternkooperation

Das Ziel der Elternkooperation ist die Entwicklung einer gemeinsamen Haltung bei der Medienbildung von Beginn an. Daher haben sich zwei Informationsveranstaltungen als sinnvoll herausgestellt:
Ein Mediensamstag im Jahrgang 5 (von externen Medienpädagog*innen geleitet) mit SchülerInnen

und Eltern.
Ein Mediensamstag im Jahrgang 6 (von externen Medienpädagog*innen geleitet) mit SchülerInnen

und Eltern (geplant ab Schuljahr 2023/24).

4.2. Beratung von SchülerInnen

Der Jugendmedienschutzberater der Helene-Lange-Schule bietet freie Sprechstunden an. Das Ziel ist ein niederschwelliges Beratungsangebot für Probleme beim Jugendmedienschutz (Mobbing, Sexting, Porno, Gewalt, etc.). Daraus ergibt sich ein Mehrwert für die Medienbildung der Helene- Lange-Schule, indem die Schule verlässliche Informationen darüber bekommt, welche Probleme es aktuell im Medienbereich gibt. Unterstützung gibt es hier beispielsweise auch über die Online- Plattform des Kultusministeriums Hessen, dessen Angebote wir auch anderweitig in unsere Medienbildung integrieren (vgl.:https://kultusministerium.hessen.de/foerderangebote/medienbildung).

4.3 Kooperation mit außerschulischen Lernpartnern

Es ist selbstverständlich Usus, dass alle Kehrer*innen der Helene-Lange-Schule mit ihren Klassen regelmäßig an Fortbildungsprogrammen unterschiedlichster externer Partner teilnehmen. So konnten in den letzten Jahren verschiedene Kooperationspartner gefunden werden, die in jedem Schuljahr Projekte mit unseren Schüler*innen durchführen. Unter anderem befinden sich darunter der Hessische Rundfunk, Medienblau, das Medienzentrum Wiesbaden, die Goethe-Universität, das Fresenius-Institut oder die Fachhochschule Wiesbaden.

 

 

Folgende Fächer / Projekte dringen speziell tiefer in die Vermittlung von Medienkompetenzen ein:

 

Die Räume „Medienwerkstatt“, „Großer PC-Raum“, „AL-Raum“ und „Schnittraum der Medienwerkstatt“ bilden das Zentrum der Medienbildung an der HLS.

Quellen:

https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_03_08_Medie nbildung.pdf (23.03.2023)

https://www.kmk.org/aktuelles/artikelansicht/strategie-bildung-in-der-digitalen-welt.html

(23.03.2023)

https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_12_09-Lehren-und- Lernen-Digi.pdf

https://medien.bildung.hessen.de/index.html (22.03.2023)

https://www.digi-teach.de/theoretische-hintergr%C3%BCnde-1/samr-modell/

(23.03.3023)

Stand: 2023