Rituale einhalten und leben

Es ist uns wichtig, das Zusammenleben und -arbeiten in unserer Schule bewusst zu gestalten. Wir sind davon überzeugt, dass angesichts der sich rapide verändernden Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler der Umgang miteinander und der Umgang mit gemeinsam verbrachter Zeit eine wichtige Rolle spielt, um der Tendenz zur Verunsicherung, Vereinzelung und Orientierungslosigkeit entgegenzuwirken. Aus diesem Grund ist uns die feste Verankerung wiederkehrender Rituale an der Helene-Lange-Schule wichtig. Denn Rituale können Orientierung im Schulalltag geben, Höhepunkte eines Schultages sein oder auch Gemeinschaft in der Lerngruppe oder der Schulgemeinschaft fördern.

Rituale haben bei uns die Aufgabe, jedem Einzelnen Halt und Orientierung zu geben, indem sie 

  • den Schulalltag strukturieren, 
  • die Arbeit im Unterricht strukturieren,  
  • dem Zusammenleben eine verlässliche Orientierung geben, 
  • die Schulzeit gliedern und mit Spannung erfüllen.

Rituale, die den Schulalltag strukturieren: 

Gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, den Schultag und die Schulwoche zu strukturieren, damit sie Halt und Orientierung finden. Besonders beim Schulwechsel erleben sie täglich Neues, müssen neue Kontakte knüpfen oder Freundschaften schließen und sich erst noch einleben. Dabei können ihnen gemeinsam mit der Lerngruppe und den Klassenlehrern durchgeführte Rituale helfen. Dazu gehören z.B.

  • der Montagmorgenkreis, mit dem gemeinsam in die Woche gestartet wird, 
  • die gemeinsame Planung der Woche mithilfe des Planungskalenders, 
  • der Offene Beginn an jedem Morgen, bei dem die Lernenden Zeit zum ‚Ankommen‘ haben, 
  • der gemeinsame Mensabesuch mit der Klasse und dem Klassenlehrer, 
  • der Abschlusskreis (auch ‚Tschüss-Kreis‘), um den Tag gemeinsam zu beenden. 

Rituale, die die Arbeit im Unterricht strukturieren: 

Rituale im Unterricht sind deshalb so wichtig, weil sie den zeitlichen Ablauf und das räumliche Geschehen innerhalb und außerhalb des Klassenraums strukturieren. So wird an der Helene-Lange-Schule Wert auf den Wechsel verschiedener Sozialformen wie Gruppenarbeiten, Selbstständige Lernphasen (‚SL‘), Gruppen- und Klassengespräche sowie Präsentationen gelegt. Die verschiedenen Sozialformen finden an verschiedenen Orten im und außerhalb des Klassenraums (z.B. im  Schülertreff) statt. Rituale, die sich an der Helene-Lange-Schule diesbezüglich etabliert haben sind z.B.:

  • das Ruhezeichen, 
  • das ‚Silencium‘ in Phasen des selbstständigen Lernens, 
  • die Gesprächsrunden im Stuhlkreis, 
  • die Gruppenarbeiten an Gruppentischen, 
  • das Geben von konstruktivem Feedback nach dem ‚Feedback Burger‘. 

Rituale, die dem Zusammenleben eine verlässliche Orientierung geben: 

Rituale können das Zusammenleben in einer Schulgemeinschaft vereinfachen, denn sie liefern eine Art ‚Fahrplan‘ für regelmäßig wiederkehrende Alltagssituationen und helfen dabei, sich in den unterschiedlichen Situationen zurechtzufinden und angemessen zu verhalten. Dazu gehören z.B.

  • Gesprächs- und Klassenregeln, 
  • Klassendienste, für die jeder Verantwortung übernimmt, 
  • der Klassenrat, in dem Anliegen besprochen und geklärt werden,  
  • Fantasiereisen/Meditationen im Raum der Stille, 
  • feste Sitzordnung mit Lernpartnerschaften, 
  • Paten aus dem Jahrgang 6 für die Schülerinnen und Schüler aus dem neuen Jahrgang 5, 
  • das Helferprinzip, um sich zuverlässig Hilfe organisieren zu können. 

Rituale, die die Schulzeit gliedern und mit Spannung erfüllen: 

Schulzeit ist auch Lebenszeit. Bestimmte Höhepunkte, z.B. der Anfang und das Ende einer Lebensstufe, werden mit Hilfe von Ritualen in besonderer Weise inszeniert (z.B. in unserer Einschulungsfeier, bei der Verabschiedung der 10er, im Geburtstagskreis). Die Gewissheit der Wiederkehr dieser Rituale gibt Sicherheit. Sie bestärken für alle Beteiligten ein Gefühl der Zugehörigkeit zu dieser Schule und bilden ohne viele Worte das Selbstverständnis der Schule ab. Zu diesen Ritualen gehören: 

  • die Fahne, die jedem neuen Jahrgang 5 in der Einschulungsfeier übergeben wird, 
  • die Sonnenblumen am Anfang und am Ende des Schullebens, 
  • die Weihnachtsfeier des Jahrgangs 6 für den neuen Jahrgang 5, 
  • die Geburtstagskreise,
  • die immer wiederkehrende Abfolge von Projekten und Präsentationen, 
  • die im Zusammenhang mit den Projekten stattfindenden Projektfahrten, 
  • die in jedem Jahrgang stattfindenden Praktika. 

Weiterführende Literatur zum Thema „Rituale“: 

  • Arnulf  Kunze: „Alles hängt mit allem zusammen – Vom Nutzen der Differenz“, in: Friedrich Jahresheft 2004 „Heterogenität“, S .110-113. 
  • Brigitte  Reinbacher-Kaulen: „Haben Ordnung und Disziplin Platz in einer Reformschule?“, in: Pädagogik 1/2007, S. 21-24. 
  • Enja Riegel: „Rituale oder die Kultur des Zusammenlebens“, in: Pädagogik 1/1994, S. 6-9